Die Nachricht verbreitete sich in Dortmund wie ein Lauffeuer – und zwar eines, das niemand kommen sah. Ohne jegliche Vorwarnung, ohne eine Erklärung, ohne ein Flüstern im Vorfeld hatte Borussia Dortmund die Ticketpreise im SIGNAL IDUNA PARK massiv erhöht. Für viele Fans war es ein Schlag in die Magengrube, ein Verrat an einem unausgesprochenen Bund, der seit Jahrzehnten den Verein und seine Anhänger verband.
Am frühen Morgen standen die ersten vor den digitalen Warteschlangen, bereit, ihre Dauerkarten zu verlängern oder die begehrten Tageskarten zu ergattern. Doch statt der erwarteten Preise sprang ihnen eine Zahl ins Gesicht, die ihnen buchstäblich den Atem raubte: ein plötzlicher Aufschlag, so deutlich, dass manche dachten, der Server spiele verrückt. Doch es war kein technischer Fehler. Es war Realität.
In den Fankneipen rund um den Borsigplatz herrschte am Abend derselbe Ton. Empörung. Fassungslosigkeit. Und eine Wut, die sich von Tisch zu Tisch übertrug. „Erst recht ohne Ankündigung!“, rief einer in die Runde, während er sein Bier energisch abstellt. Neben ihm schüttelte eine ältere Frau den Kopf, seit 40 Jahren Dauerkarteninhaberin. „Wir standen in den schwersten Zeiten zum Verein. Und jetzt das? Als wären wir einfach nur Kunden.“
Die Menschen, die den SIGNAL IDUNA PARK mit Leidenschaft, Gesang und unerschütterlicher Treue füllen, fühlten sich übergangen. Nicht, weil ein Preisanstieg grundsätzlich unvorstellbar gewesen wäre, sondern weil niemand es für nötig gehalten hatte, sie mitzunehmen, es zu erklären, zu begründen. Transparenz – das Wort, das der Verein seit Jahren so gern benutzt – schien vergessen worden zu sein.
In den sozialen Medien entwickelte sich die Empörung binnen Stunden zu einem Sturm. Bilder von Fans mit Protestplakaten machten die Runde. Slogans wie „Kein Fußball ohne Fans“, „Würde statt Wucher“ und „Unsere Liebe ist nicht käuflich“ tauchten überall auf. Viele forderten Gespräche, manche sogar Konsequenzen im Vorstand. Die Ultras kündigten Spontanversammlungen an. Andere drohten, ihre Dauerkarte zurückzugeben – ein Schritt, den man von treuen BVB-Fans sonst kaum je hörte.
Am nächsten Tag schwappten die Proteste bis zur Geschäftsstelle. Gruppen von Fans standen vor dem Gebäude, nicht aggressiv, aber entschlossen. Ihr Ziel war klar: Eine Erklärung. Ein Zeichen des Respekts. Ein Eingeständnis, dass man sie nicht einfach als selbstverständlich erachten konnte. Dass ihre Stimmen genauso wichtig waren wie jede goldene Marketingkampagne.
Ob der Verein einknicken würde? Niemand wusste es. Doch eines war deutlich spürbar: Die gelbe Wand war verletzt. Und wer den SIGNAL IDUNA PARK kennt, weiß, dass dieser Ort nicht nur aus Stahl, Beton und Sitzen besteht. Er lebt von Menschen, von Herzschlägen, von einer Leidenschaft, die man nicht mit Zahlen bemessen kann.
Und genau diese Menschen hatten an diesem Tag deutlich gemacht, dass ihre Liebe zum Verein groß ist – aber nicht grenzenlos.
