1. FC Köln plant, erstmals in seiner Klubgeschichte eine Stadiontribüne nach Vereinslegende Bernhard Cullmann zu benennen – ein historischer Schritt, der Fans bewegt und Diskussionen entfacht.
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Der 1. FC Köln, einer der traditionsreichsten Vereine der Bundesliga, will eine Tribüne im RheinEnergieStadion nach Bernhard „Bernd“ Cullmann benennen. Für viele Anhänger ist dies ein längst überfälliger Schritt, für andere ein überraschender Bruch mit der bisherigen Vereinstradition, da es in Köln bislang keine derartige Ehrung gegeben hat. Doch wer war Bernhard Cullmann, und warum gilt er als so prägende Figur, dass ihm diese außergewöhnliche Würdigung zuteilwerden soll?
Bernhard Cullmann, geboren am 1. November 1949 in Rötsweiler, ist eine Ikone des 1. FC Köln. Zwischen 1969 und 1984 absolvierte er 341 Bundesliga-Spiele für die Geißböcke und erzielte 29 Tore. Er war ein kompromissloser, aber zugleich technisch versierter Mittelfeldspieler, der sich durch Einsatz, Loyalität und Führungsstärke auszeichnete. Cullmann war nicht nur ein Vereinsheld, sondern auch ein international gefeierter Spieler: 1974 wurde er Weltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft, 1980 Europameister. Insgesamt bestritt er 40 Länderspiele und erzielte dabei 6 Tore. Seine Karriere ist eng mit der erfolgreichsten Ära des 1. FC Köln verbunden.
In den 1970er- und frühen 1980er-Jahren war Köln eine Spitzenmannschaft in Deutschland. Cullmann gewann mit dem FC den DFB-Pokal 1977 und 1978 sowie das legendäre Double 1978, als Köln sowohl die Meisterschaft als auch den Pokal holte. Dieses Double ist bis heute der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Cullmann war dabei nicht nur Mitläufer, sondern eine zentrale Figur, die mit ihrer Präsenz im Mittelfeld das Spiel prägte.
Dass nun eine Tribüne nach ihm benannt werden soll, ist ein Novum. Bisher verzichtete der Verein bewusst auf die Personalisierung von Stadionbereichen. Stattdessen standen die Fans, die Stadt und die kölsche Kultur im Vordergrund. Doch die Verantwortlichen sehen in Cullmann eine Ausnahmefigur, die wie kaum ein anderer für die Werte des Vereins steht: Treue, Leidenschaft und sportlicher Erfolg.
Die Entscheidung ist jedoch nicht unumstritten. Einige Fans begrüßen die Ehrung enthusiastisch. Sie sehen darin eine längst überfällige Würdigung eines Mannes, der sein gesamtes sportliches Leben dem FC gewidmet hat. Cullmann spielte nie für einen anderen Bundesligisten, er blieb Köln treu, auch in schwierigen Zeiten. Für viele ist er das Symbol eines Spielertyps, den es heute kaum noch gibt: loyal, bodenständig und gleichzeitig erfolgreich.
Andere wiederum äußern Bedenken. Sie fürchten, dass mit der Benennung einer Tribüne nach einer Person ein Präzedenzfall geschaffen wird. Wer entscheidet, welche Legende diese Ehre verdient? Warum Cullmann und nicht Wolfgang Overath, Toni Schumacher oder Lukas Podolski, die ebenfalls Ikonen des Vereins sind? Manche Fans befürchten, dass die Diskussionen über „wer mehr verdient“ künftig zu Streit führen könnten.
Doch gerade die Tatsache, dass Cullmann nicht so sehr im Rampenlicht stand wie andere Stars, macht ihn für viele zur idealen Wahl. Er war kein Glamour-Fußballer, sondern ein Arbeiter auf dem Platz, ein Teamspieler, der sich in den Dienst der Mannschaft stellte. Seine Karriere steht für Kontinuität und Verlässlichkeit – Werte, die im modernen Fußball oft verloren gehen.
Die Benennung einer Tribüne nach Cullmann ist auch ein Signal an die jüngeren Generationen. Sie sollen erfahren, dass der Verein eine Geschichte hat, die von Persönlichkeiten geprägt wurde, die weit über ihre aktive Zeit hinaus wirken. Cullmann ist nicht nur ein Name in den Geschichtsbüchern, sondern ein lebendiges Vorbild für das, was es bedeutet, den FC zu verkörpern.
Darüber hinaus hat die Entscheidung eine emotionale Dimension. Köln ist eine Stadt, die stark von Tradition, Identität und Gemeinschaft lebt. Fußball ist hier mehr als nur ein Sport – er ist Teil der kölschen Seele. Indem der Verein eine Tribüne nach Cullmann benennt, schafft er eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Fans, die ihn noch spielen sahen, können ihre Erinnerungen teilen, während jüngere Anhänger lernen, warum dieser Name so wichtig ist.
Auch sportpolitisch ist die Entscheidung interessant. In einer Zeit, in der viele Vereine ihre Stadien nach Sponsoren benennen und die Kommerzialisierung immer weiter voranschreitet, setzt Köln ein Zeichen. Statt einer weiteren Werbefläche wird ein Teil des Stadions einem Spieler gewidmet, der für Authentizität und Vereinsliebe steht. Das ist ein starkes Statement gegen die reine Vermarktungslogik des modernen Fußballs.
Natürlich bleibt abzuwarten, wie die Umsetzung konkret aussehen wird. Wird die Tribüne offiziell „Bernhard-Cullmann-Tribüne“ heißen? Wird es eine feierliche Enthüllung geben, vielleicht mit ehemaligen Mitspielern und Weggefährten? Sicher ist, dass ein solcher Akt große mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird.
Für Cullmann selbst dürfte die Ehrung eine zutiefst emotionale Erfahrung sein. Er hat den Verein über Jahrzehnte geprägt, nicht nur als Spieler, sondern auch später in verschiedenen Funktionen. Dass er nun auf diese Weise unsterblich gemacht wird, ist eine Anerkennung, die weit über Pokale und Titel hinausgeht.
Die Diskussionen im Fanlager werden sicher noch eine Weile andauern. Doch unabhängig von unterschiedlichen Meinungen ist klar: Mit dieser Entscheidung betritt der 1. FC Köln Neuland. Er zeigt, dass er seine Geschichte nicht nur bewahren, sondern auch sichtbar machen will. Und er setzt ein Zeichen, dass Legenden nicht vergessen werden dürfen.
Am Ende könnte die Benennung der Tribüne nach Bernhard Cullmann ein Modell für die Zukunft sein. Vielleicht folgen weitere Ehrungen für andere Vereinsgrößen. Vielleicht bleibt es aber auch eine einmalige Ausnahme, die Cullmanns besondere Rolle unterstreicht. In jedem Fall wird dieser Schritt die Identität des Vereins prägen und das Stadionerlebnis für Fans verändern.
Denn wenn die Anhänger künftig auf der „Cullmann-Tribüne“ stehen, werden sie nicht nur ihre Mannschaft anfeuern. Sie werden auch an einen Spieler erinnert, der mit Herz und Leidenschaft für den FC kämpfte – und der nun, Jahrzehnte nach seiner aktiven Zeit, seinen Platz im Herzen des Stadions gefunden hat.
Fazit: Die geplante Benennung einer Stadiontribüne nach Bernhard Cullmann ist ein historischer Schritt für den 1. FC Köln. Sie ehrt einen Spieler, der wie kaum ein anderer für Treue, Erfolg und Identität des Vereins steht. Gleichzeitig eröffnet sie neue Diskussionen über Tradition, Erinnerungskultur und die Rolle von Legenden im modernen Fußball. Ob umstritten oder gefeiert – dieser Schritt wird die Geschichte des Vereins nachhaltig prägen.
