Kovac kritisiert Dortmunds Leistung nach wildem 3:3 gegen St. Pauli
Was als selbstbewusster Auftakt in die Bundesliga-Saison geplant war, endete für Borussia Dortmund in einem chaotischen und enttäuschenden 3:3-Unentschieden gegen den Aufsteiger FC St. Pauli. Der Signal Iduna Park war zu Beginn voller Euphorie, doch nach dem Schlusspfiff herrschte Frust – besonders bei Trainer Niko Kovac.
Kovac, der im Sommer mit dem klaren Ziel verpflichtet wurde, Dortmunds Wettbewerbsfähigkeit zurückzubringen, machte nach dem Spiel kein Geheimnis aus seiner Wut. „Das war nicht Borussia Dortmund“, schimpfte er. „Uns fehlten Struktur, Intensität und Verantwortungsbewusstsein. Das ist inakzeptabel.“
Das Spiel selbst war ein Auf und Ab aus Offensivglanz und defensivem Chaos. Dortmund startete stark: Julian Brandt erzielte bereits in der 7. Minute ein traumhaftes Tor aus der Distanz. Die Fans feierten euphorisch, ein Kantersieg schien in der Luft zu liegen. Doch St. Pauli kämpfte sich mutig zurück.
In der 25. Minute fiel der Ausgleich, nachdem Elias Saad einen groben Abwehrfehler nutzte und eiskalt einschob. Kurz vor der Halbzeit dann der nächste Schock: Marcel Hartel entwischte der viel zu hoch stehenden Abwehr und traf zur 2:1-Führung für die Gäste.
Kovac tobte an der Seitenlinie, fuchtelte wild mit den Armen und forderte mehr Einsatz. „Ich habe ihnen in der Pause klar gesagt – wacht endlich auf“, erklärte er später. „Wir spielen in Gelb und Schwarz, nicht im Schlafanzug.“
Dortmund kam mit mehr Tempo aus der Kabine. Donyell Malen glich in der 53. Minute nach einem schnellen Konter aus, und Neuzugang Serhou Guirassy köpfte in der 68. Minute zum 3:2 ein. Doch die Defensive blieb eine Schwachstelle. In der 85. Minute nutzte Carlo Boukhalfa eine verunglückte Klärung nach einer Ecke und hämmerte den Ball zum Ausgleich ins Netz – die Südtribüne war fassungslos.
Mit dem Schlusspfiff wich der Jubel der Enttäuschung. Für St. Pauli war es ein historischer Punktgewinn, für Dortmund fühlte es sich wie eine Niederlage an.
„Drei Tore zu Hause müssen drei Punkte bedeuten“, wetterte Kovac. „Aber wenn man so verteidigt – wie Amateure – dann braucht man sich nicht wundern. Das ist peinlich.“
Seine Kritik richtete sich nicht nur an Einzelne, sondern an die gesamte Einstellung des Teams. „Einige Spieler müssen begreifen, was dieses Wappen bedeutet. Es ist eine Ehre – und eine Verpflichtung.“
Trotz offensiver Klasse offenbarte das Spiel ein tieferes Problem: Dortmunds Identitätskrise. Kreativ nach vorne, aber wackelig und nervös hinten – ein Muster, das sich durch die letzten Jahre zieht.
Der Druck steigt. Schon das nächste Spiel könnte nicht nur über Dortmunds Titelambitionen entscheiden, sondern auch darüber, ob diese Mannschaft bereit ist, Kovacs Anspruch zu erfüllen.
Eines ist klar: Niko Kovac hat ein klares Zeichen gesetzt. Jetzt liegt es an der Mannschaft, zu antworten.
